Damit Marie in Frieden ruhen kann
Der tragische Tod eines Sinti-Mädchens vor knapp 130 Jahren berührt die Menschen in Bingum bis heute
Das weiße Holzkreuz mit der Aufschrift »Hier ruhet Ruppa« auf dem lutherischen Friedhof in Bingum ist vielen Rheiderländern bekannt. Die historische Bedeutung des Grabes aus dem Jahre 1894 blieb bisher hingegen weitgehend unbeachtet. Dabei handelt es sich womöglich um die älteste bis heute erhaltene Sinti-Ruhestätte in ganz Norddeutschland. Eine ältere Grabstelle der Minderheit der Sinti und Roma sei ihm nicht bekannt, sagte der Historiker Dr. Hans Hesse aus Hürth, der zahlreiche Forschungsarbeiten über die Volksgruppe verfasst hat, auf Anfrage der RZ. Es seien »besondere Umstände«, die zum Erhalt des Grabes geführt hätten, so Hesse. Gleiches gelte für die Ruhestätte der Familie Dickel aus dem Jahre 1929 auf dem Friedhof am Buntentorsteinweg in Bremen, dem nach seinen Kenntnissen zweitältesten Sinti-Grab in Norddeutschland. Dieses sei erhalten geblieben, weil der Friedhof unter Denkmalschutz gestellt worden sei. In Bingum ist es das Schicksal eines kleinen Mädchens, das Mitglieder der Kirchengemeinde bis heute so bewegt, dass sie sich aus privatem Engagement um die Pflege der Grabstätte kümmern.