Die Last der Ungewissheit
Suche nach Nazi-Raubkunst im Heimatmuseum in Weener
Es war der »Fall Gurlitt«, der die Nazi-Raubkunst vom Nischen-Thema zum vieldiskutierten Skandal machte. Im Februar 2012 wurden 1258 Werke aus der Sammlung des NS-Kunsthändlers Hildebrand Gurlitt entdeckt und von der Staatsanwaltschaft Augsburg beschlagnahmt. Sein Sohn Cornelius hatte das Erbe seines Vaters über Jahrzehnte in seiner Wohnung in München-Schwabing gehütet. An die Öffentlichkeit kam der Fall erst im November 2013 durch einen Bericht des Magazins »Focus«, aus den Schlagzeilen ist er längst wieder verschwunden. Doch die bewusster gewordenen Defizite in der Aufarbeitung des NS-Unrechts sind weiter vorhanden. Daher kümmert sich das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste in Magdeburg darum, dass weiter nach Raubkunst geforscht werden kann. Die Stiftung finanziert die dezentrale Suche nach Kulturgütern, die ihren rechtmäßigen Eigentümern in der Nazizeit entzogen wurden. Durch diese Unterstützung ist es möglich, dass der Historiker Lennart Gütschow in Weener, Leer und Aurich einen »Erstcheck« vornimmt - also die Sichtung der jeweiligen Bestände nach Verdachtsfällen. »Es geht um Gegenstände, die unter falschen Vorzeichen ins Museum gekommen sein könnten«, erklärt Gütschow, dass sich sein Auftrag nicht auf Nazi-Raubkunst beschränkt. Der aus Hamburg stammende Historiker soll herausfinden, welche Herkunft die Museumsstücke haben und ob sie sich rechtmäßig im Besitz der Einrichtungen befinden. Das wird schon dadurch erschwert, dass die Bestände oft unvollständig erfasst worden sind. Denn gerade kleine Einrichtungen wie das Museum des Heimatvereins Reiderland in Weener werden ehrenamtlich geführt. So wurden Schenkungen oder Leihgaben oft nur mit spärlichen Informationen versehen.