"Ich höre zu - auch nach der Wahl"

Jens Völker - Freie Demokratische Partei (FDP)


Jens Völker (FDP): "Wir brauchen eine deutlich bessere Taktung der Busse und den Zugverkehr innerhalb des Landkreises". © privat
Jens Völker (FDP): "Wir brauchen eine deutlich bessere Taktung der Busse und den Zugverkehr innerhalb des Landkreises". © privat

Warum kandidieren Sie?

Bei der vergangenen Kommunalwahl konnten wir unser Ergebnis deutlich verbessern, auch getragen auch von meiner Kandidatur als Landrat. Ich habe hier mit vielen interessanten und interessierten Menschen gesprochen – diesen Dialog möchte ich gerne weiterführen und vor allem auch den Leuten zuhören. Daher kann mich jeder unter 0162 / 941 2207 anrufen oder mir schreiben und ich höre zu – auch nach der Wahl.

Sind Sie bereits in der Kommunalpolitik tätig? Wenn „ja“, wo?

Seit der letzten Kommunalwahl bin ich Fraktionsvorsitzender der FDP-Fraktion im Kreistag, ebenfalls bin ich im Gemeinderat Bunde vertreten.

Was wäre Ihr persönlich wichtigstes Aufgabengebiet als möglicher Landtagsabgeordneter?

Für mich steht der ländliche Raum als Anliegen vorne. Dazu zählt die Landwirtschaft, aber auch alle Menschen im ländlichen Raum. Für diese brauchen wir gute Bedingungen in der Infrastruktur. Dazu zähle ich nicht nur Straßen und Breitband, sondern auch Ärzteversorgung, Kinderbetreuung, Kulturangebot und vieles mehr, was den ländlichen Raum attraktiv hält.

Welchen Stellenwert hat der Klimaschutz für Sie?

Der Klimaschutz ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit und darf nicht aus den Augen verloren werden innerhalb der anderen Krisen. Wir müssen gute Lösungen im Klimaschutz finden – vor allem solche, die die Menschen auch mitgehen und mitziehen, ansonsten werden die Ziele nicht erfüllt werden und man hat nichts erreicht. 

Energiekrise: Reichen aus Ihrer Sicht die von der Regierung erlassenen Hilfspakete? Wo muss nachgebessert werden?

Die Entlastungspakete sind ein guter Schritt, um einige Härten abzufedern. Gerade die Strom- und Gaspreisbremse sind wichtige Instrumente für alle Verbraucher, egal ob Privatleute wie Familien, Studierende und Rentner oder Selbständige und mittelständische Unternehmen. Leider wird man aber nicht alles kompensieren können, gerade im Energiebereich.

Dafür müssen wir jetzt im Weiteren alle verfügbaren Kapazitäten ans Netz bringen, dazu zählen weitere LNG-Terminals, weitere erneuerbare Energien oder eben auch das AKW Emsland. 

Die Entlastungspakete sind aber auch nur sinnvoll, wenn wir dabei die kalte Progression abbauen – ansonsten werden die Entlastungen durch erhöhte Steuern wieder aufgefressen. 

Wenn´s nach Ihnen ginge: Atomkraftwerke weiterlaufen lassen oder nicht?

Die Atomkraftwerke müssen vorerst weiterlaufen, und zwar planbar über den Streckbetrieb hinaus. Die Energieprobleme werden nicht innerhalb weniger Monate beendet sein, daher sollten schnellstmöglich neue Brennstäbe für die drei verbliebenen Kraftwerke bestellt werden. Darüber hinaus ist an dem Ziel des Ausstieges festzuhalten – es geht jetzt um ein Aufschieben über diese Krise hinaus. Denn jetzt Kohlekraftwerke wieder laufen zu lassen, schadet auch wieder massiv dem Klima.

Wie ist der Wohnraummangel in den Griff zu kriegen? Wie ist die Schaffung von Wohnraum mit Umwelt- und Klimazielen vereinbar?

Gerade der Bedarf an Mietwohnungen und insbesondere auch günstigen Wohnungen ist auf dem Land ein Problem.

Da, wo Leerstand ist und keine Geschäftsansiedlung möglich, kann eine Lösung die Umwandlung in Mietwohnraum sein. Hierfür sollen Anreize geprüft werden. Wichtig ist, dass wir die weitere Verdichtung von Flächen auf das Mindestmaß beschränken.

Wie wollen Sie die ÖPNV-Verbindungen auf dem Land verbessern?

Wir brauchen eine deutlich bessere Taktung der Busse und den Zugverkehr innerhalb des Landkreises, um den ÖPNV gerade hier attraktiv zu machen. Man muss aber so realistisch sein, dass das nicht bis zu jedem teils abgelegenem Haushalt möglich sein wird. Daher brauchen wir gute Taktungen aus den Gemeinden wie Bunde, Weener, Jemgum und den anderen Orten des Landkreises nach Leer und zurück, auch gerne als schnelle Direktverbindungen. Darüber hinaus benötigen wir für die „letzte Meile“ bis zu abgelegenen Teilen intelligente Lösungen per App mit buchbaren Systemen oder ähnlichem.

Inklusion, Lehrermangel und zäher Fortschritt bei der Digitalisierung: Das Schulsystem ächzt unter den vielen Herausforderungen. Wie wollen Sie die Schulbildung sichern bzw. verbessern?

Ein Kernpunkt wird künftig die Gewinnung von Lehrkräften sein, da wir schon jetzt überall den Mangel spüren. Hierfür brauchen wir eine Einstiegsbesoldung A 13 und viele weitere Punkte, um die Lehrkräfte zu entlasten. Auch die räumliche Situation in den Schulen gewinnt an Bedeutung und muss an die neuen Herausforderungen angepasst werden. Die Förderschule Lernen muss erhalten bleiben, so lange Eltern diese Schulform wählen. Bei der Digitalisierung geht es eben nicht nur um die Bereitstellung von Geräten, sondern auch um zugehörige Schulungen und Personalmittel zur Pflege und Wartung.

Wer ist Ihr politisches Vorbild?

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger – als Verfechterin von Bürgerrechten mit ihrem Einsatz u.a. gegen den großen Lauschangriff, Internetsperren und die Vorratsdatenspeicherung, Hans-Dietrich Genscher - für sein diplomatisches Geschick und als einer der Architekten der deutschen Einheit und gegen die Teilung Europas.

Ihre persönliche Stärke?

Ich bin diszipliniert – wenn ich ein Ziel habe, halte ich auch daran fest und setze mich nachhaltig dafür ein. Dabei lasse ich mich auch nicht aus der Ruhe bringen.

Ihre persönliche Schwäche?

Gutes Essen und ein Perfektionismus, welcher manchmal wieder hinderlich ist.

Nachgehakt: Ihr Parteichef Christian Lindner fordert "mehr Überstunden". Arbeiten wir nicht genug?

Viele arbeiten schon heute sehr viel und müssen trotzdem jeden Cent zweimal umdrehen. Daher ist eine pauschale Forderung nach mehr Überstunden nicht zielführend und sogar kontraproduktiv. 

Sinnvoll ist es, dass wir mehr Gründergeist brauchen und auch unternehmerische Risiken eingehen müssen, um unser Wirtschaftswachstum voranzutreiben. Denn gerade das Wirtschaftswachstum kann uns aus der Krise herausholen. Genauso müssen wir dem Fachkräftemangel begegnen, zum Beispiel durch gezielte Einwanderung von Fachkräften, auf die wir angewiesen sein werden in Zukunft. Oder auch durch Frauen, welche nicht oder weniger arbeiten aufgrund mangelnder Kinderbetreuung oder weil es sich finanziell zu wenig lohnt. Hier können wir etwas gegen den Arbeitskräftemangel tun.

Steckbrief:

Jens Völker / FDP

Alter: 36

Beruf: Verkaufsleiter Agrar

Familienstand: verheiratet, 2 Kinder

Wohnort: Bunde

Geburtsort: Nordhorn