»Hans, nimm´Deinen Jungen - und dann weg!«

Letzter Teil der RZ-Serie »Als die Flut kam...« (4) - Alfred Baartz half als Feuerwehrmann in Pogum


Elsbeth und Alfred Baartz erinnern sich an die Sturmflut ´62.  © Hanken
Elsbeth und Alfred Baartz erinnern sich an die Sturmflut ´62.  © Hanken

Man spürt es deutlich: Auch 50 Jahre nach der schweren Sturmflut beschäftigen Alfred Baartz die Ereignisse der Schicksalsnacht zum 17. Februar 1962 sehr. Eigentlich, so sagt der Jemgumer, habe er sich nicht mehr äußern wollen, nach der Fülle von Zeitzeugen-Berichten, die in den vergangenen Wochen in den Medien zu lesen und sehen waren. Aber nun hat er sich entschlossen, der RZ seine Geschichte doch noch zu erzählen – aus Sicht der Feuerwehr, deren Einsatz nach Meinung von Baartz in der Flut von Schilderungen etwas unterging. In der Nacht vor dem Interview hat er schlecht geschlafen, immer wieder kommen die Erinnerungen hoch. Zusammen mit seiner Frau Elsbeth sitzt er nun im Wohnzimmer in der Oberfletmer Straße – und seine Gedanken wandern zurück in die Vergangenheit. Es ist der 16. Februar 1962 gegen 22.30 Uhr. Der Sturm brüllt. Und auf dem Deich bei Jemgum stehen drei Menschen und blicken auf das Wasser… Das Ehepaar Baartz, jung verheiratet und stolze Eltern einer kleinen Tochter, hat sich mit Vater Johannes Baartz auf den Weg zur Ems gemacht, um die Lage zu begutachten. Fluten ist man in Jemgum gewohnt, doch Vater Johannes ist diesmal in echter Sorge: »Er steckte seinen Handstock ins Wasser, um zu messen und sagte: ´Oh, oh… Wir kriegen heute sehr hohes Wasser«, erinnert sich der damals 27-jährige Alfred Baartz an die Worte seines Vaters. Mit einem bangen Gefühl gehen alle nach Hause und legen sich zur Nachtruhe. Doch die währt nur kurz: Gegen Mitternacht wird Alarm ausgelöst, der Deich bei Pogum droht zu brechen. Alfred und Johannes Baartz sind Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Jemgum und eilen zum Gerätehaus. Auf den Vater ruht in dieser Nacht besonders große Verantwortung: Da der Gemeindebrandmeister nicht da ist, muss er als Stellvertreter die Leitung im Einsatz übernehmen. Seine erste Anweisung: »Geht noch einmal alle nach Hause und zieht Euch gut an. Es wird stürmisch, nass und kalt«. Neun Feuerwehrleute fahren anschließend mit dem Löschfahrzeug nach Pogum, weitere Mitglieder folgen mit ihren Privat-Autos.

Digital Basis Testmonat

0€

1 Monat 0€

Digital Basis für 1 Monat kostenlos. Danach kostet das Abo 11,90€ im Monat
jetzt kaufen
monatlich kündbar

Digitale Zeitung

27,90€

27,90€ im Monat

Die digitale 1:1-Zeitungsausgabe inklusive aller Digital Basis Angebote
jetzt kaufen
monatlich kündbar