Vom Geächteten zum Geachteten

Albrecht Weinberg bewegt 600 Menschen bei Lesung im Zollhaus - Auch online verfolgen viele die Veranstaltung 


Die Leidensgeschichte von Albrecht Weinberg berührte die Menschen zutiefst.  © Fotos: Ammermann
Die Leidensgeschichte von Albrecht Weinberg berührte die Menschen zutiefst. © Fotos: Ammermann

Vor 90 Jahren traute sich Albrecht Weinberg in Leer nicht mehr auf die Straße. Kinder haben ihn mit Steinen beworfen, ihn und seine Familie verfolgt. Damals dachte er wohl kaum, dass Menschen der Stadt in Scharen kommen sollten, um ihn zu sehen und ihm zuzuhören. Doch genau das ist am Sonntag geschehen: Im Zollhaus bereiten 600 Zuhörer dem Holocaust-Überlebenden einen warmen Empfang und hören ergriffen seine Geschichte. Sogar Videokameras des Studio Leer sind am Sonntagnachmittag im Zollhaus eingeschaltet. Den Livestream auf dem YouTube-Kanal schauen sich im Laufe der Veranstaltung rund 800 Menschen an. Der Andrang ist überwältigend. 200 warten noch draußen, es gibt keinen Platz mehr im Zollhaus. Denn die in Kooperation der Stadtbibliothek Leer und dem Zollhausverein stattfindende Lesung zum Jahrestag der Befreiung von Auschwitz bietet eine seltene Gelegenheit, das Grauen der Nazi-Herrschaft aus der Sicht eines Zeitzeugen zu hören.