Heu-Selbstentzündung: Feuerwehr und Brandkasse warnen
Wie man das "brennende Problem" in den Griff bekommt
Ostfriesland |
23. Juli 2024 |
RZ
Das Wetter schlägt Kapriolen, worunter Landwirte ganz besonders leiden. Der Grasschnitt ist eingebracht – und die Gefahr der Heuselbstentzündung droht. Oft genug kommt es jetzt zu akuten Gefahrensituationen, warnen die Feuerwehr und die Ostfriesische Landschaftliche Brandkasse in einer gemeinsamen Pressemitteilung. "Aufgrund falscher Heu-Lagerung kann es zu großen Bränden kommen. Dabei kann man solche Gefahren so einfach vermeiden", schildert Gerd Diekena, Präsident des Feuerwehrverbands Ostfriesland. „Auf das richtige Trocknen kommt es an. Nach dem Schnitt sollte man vor der Einlagerung eigentlich eine ausreichende Zeitspanne von möglichst vier regenfreien Tagen einplanen – was zurzeit einfach schwierig ist. Auch müssen Bodenart, Düngung und Art des Schnittgutes berücksichtigt werden. Und die Restfeuchtigkeit des Heus bei Einlagerung sollte 20 Prozent nicht übersteigen - je weniger, desto besser", fährt Diekena fort.
Außerdem warnt er: „Besondere Gefahren beinhalten die Großballen. Hier kann schon der einzelne Ballen eine solch hohe Temperatur entwickeln, dass es zu einer Selbstentzündung kommt. Deshalb empfehlen Experten, Heugroßballen, ob Rund- oder Rechteckballen, im Freien oder unter einer Überdachung bzw. in kühler Umgebung zu lagern." Die Überwachung des eingelagerten Heus auf Selbstentzündung könne nur durch Messungen der Temperaturen mittels eines Heuthermometers oder einer sogenannten "Heumesssonde" erfolgen. In keinem Fall reiche das Befühlen des Heulagers mit der Hand oder durch das Einstecken von Eisenstangen aus. "Falls Sie keine eigene Heumesssonde besitzen, fragen Sie bei Ihrer örtlichen Freiwilligen Feuerwehr nach - sie wird die Messung vornehmen", erklärt der Präsident des Feuerwehrverbands Ostfriesland.
Die Temperaturmessung sollte laut der Mitteilung sofort nach der Einlagerung erfolgen und über einen Zeitraum von mindestens 3 Monaten nach folgender Tabelle kontrolliert werden:
Zeitraum nach Einlagerung Messung
Erste Woche täglich
Zweite Woche täglich
Dritte Woche jeden zweiten Tag
Vierte Woche 2 x pro Woche
Fünfte Woche 2 x pro Woche
Ab 6. Woche bis Ende der Kontrollzeit 1 x pro Woche
Bei der Bewertung der Temperaturmessung gilt Folgendes:
bis 45°C Keine Gefahr
45 - 60°C bedenklich, Achtung: Gefahr, häufigeres Messen mittels Heumesssonde erforderlich. Die Temperatur-Entwicklung sollte auf dem Heumess-Kalender festgehalten und kontrolliert werden.
über 60°C: Brandgefährlich - unverzüglich die Feuerwehr verständigen
über 70°C: Akute Brandgefahr. Sofort die Feuerwehr rufen.
Es besteht laut Mitteilung akute Brandgefahr bei verdächtigen Anzeichen wie dem Einsinken des Heulagers oder der Geruch von frischem Brot bzw. faulen Äpfeln. Ein Vorsorge-Projekte ist die Heumesssonde "Aurich II", die von der Ostfriesischen Landschaftlichen Brandkasse mitentwickelt und den ostfriesischen Feuerwehren zur Verfügung gestellt wurde. "Das elektronisch betriebene Heumessgerät gewährleistet eine leichte Handhabung und ist auch bei Hochdruckpressballen einsetzbar. Temperaturmessungen mit diesem Gerät müssen möglichst über das gesamte Heulager verteilt erfolgen", schildert Signe Foetzki, Pressesprecherin der Brandkasse.„
Den Feuerwehren hat die Brandkasse neben den Heumesssonden schwerpunktmäßig auch Heuwehrgeräte zur Verfügung gestellt. Die Standorte sind allen Wehren bekannt. Ein Heuwehrgerät arbeitet über Luftkühlung und kann die Brandgefahr im Heu (Heuselbstentzündung) durch Abkühlen beseitigen. Das Abtragen des Heulagers ist bei einem rechtzeitigen Einsatz des Heuwehrgerätes nicht erforderlich. Und der Futterwert des Heus bleibt erhalten.