Weniger Schwalben und Mauersegler

Stunde der Gartenvögel: Unterschiedliche Entwicklungen bei Vögeln


Bei der Stunde der Gartenvögel machten 416 Ostfriesen mit.  © Nabu
Bei der Stunde der Gartenvögel machten 416 Ostfriesen mit. © Nabu

Mehlschwalbe und Mauersegler nehmen ab: Das Endergebnis der 19. „Stunde der Gartenvögel“ bewahrheitet leider die bereits veröffentlichten Zwischenergebnisse Deutschlands größter wissenschaftlicher Mitmach-Aktion neben der „Stunde der Wintervögel“. Das teilt der Naturschutzbund (Nabu) Niedersachsen in einer Mitteilung mit. „Bedauerlicherweise zeigen die Ergebnisse mehr als deutlich, dass der starke Abwärtstrend bei den gebäudebrütenden Insektenfressern ungebremst voranschreitet“, bestätigt Jan Fuchs von der NABU-Regionalgeschäftsstelle Ostfriesland. „Sichtungen von Mauerseglern gingen in Ostfriesland im Vergleich zum Vorjahr um 12 Prozent, in ganz Deutschland sogar um 37 Prozent zurück. Auch Mehlschwalben meldeten die Teilnehmenden seltener: Sie wurden bei uns um 41 Prozent weniger gesichtet als noch im Jahr 2022. In ganz Deutschland ist ein Rückgang von 22 Prozent zu verzeichnen.“

 Vermutlich hänge der Rückgang der Gebäudebrüter mit fehlenden Nist- und Brutmöglichkeiten aufgrund von nicht-vogelfreundlichen Gebäudesanierungen zusammen. Auch das Insektensterben leiste seinen Beitrag, betont Fuchs. Der NABU appelliert daher dringend: Alle Hausbesitzenden können die Arten unterstützen, indem sie die Tiere willkommen heißen und entsprechende Nistmöglichkeiten zur Verfügung stellen. Für ihren Einsatz für mehr Vogelschutz können sich Beteiligte mit der NABU-Plakette „Schwalbenfreundliches Haus“ auszeichnen lassen.

Besser sehen hingegen die Zahlen bei den Meisen- und Finkenarten aus. Sie wurden am diesjährigen Zählwochenende bundesweit häufiger gesichtet als 2022. Jan Fuchs sieht den Grund dafür im vergangenen Mastjahr: „Da es im Winter eine große Fülle an Baumfrüchten gab, konnten wahrscheinlich mehr Meisen und Finken als sonst den Strapazen des Winters standhalten. Dennoch scheinen leider einige Finkenarten, wie der Grünfink, im mehrjährigen Trend leicht abzunehmen.“ Erfreulicherweise haben Grünfinken in Ostfriesland in diesem Jahr um 6 Prozent zugenommen. 

 Rekordhalter in Niedersachsen ist ebenso wie im Vorjahr der Haussperling. Auch die Amsel nimmt wie im vergangenen Jahr auf dem Siegertreppchen Platz und belegt Rang zwei. Auf der dritten Stufe gab es im Vergleich zur letzten Zählung eine Platzverschiebung: Dieses Jahr konnte ihn die Kohlmeise ergattern. Der Star fällt auf den vierten Platz zurück, gefolgt von der Blaumeise, die, ebenso wie letztes Jahr, am fünfthäufigsten gesichtet wurde. Bundesweit wie in Ostfriesland zeigt sich die Top 5 identisch besetzt.

 Da das Zählwochenende mitten in die Brutzeit und Jungenaufzucht der meisten Vogelarten fällt, hat Fuchs noch einen wichtigen Hinweis: „Wahrscheinlich zählten viele Teilnehmende nicht nur Alttiere, sondern auch ihre Jungen, die manchmal scheinbar hilflos im Geäst oder auf dem Boden sitzen. In der Regel sind die Jungvögel aber alles andere als hilflos: Viele von ihnen verlassen das elterliche Nest bereits, bevor sie fliegen können und hocken dann beispielsweise im Gras und warten auf ihre Eltern, die zur Versorgung immer wieder zurückkehren.“ Doch wann benötigen die Tiere tatsächlich Hilfe und an wen gilt es sich im Ernstfall zu wenden? Antworten auf diese Fragen gibt es in der aktuellen Folge des NABU-Vogelpodcasts „Reingezwitschert“.

 Deutschlandweit haben sich fast 59.000 Menschen an der „Stunde der Gartenvögel“ beteiligt und rund 1,3 Millionen Vögel aus über 40.000 Gärten und Parks gemeldet. Davon haben 416 Vogelfreunde und -freundinnen in Ostfriesland an der Aktion teilgenommen, und 12.010 Vögel gezählt. „Wir danken allen Teilnehmenden und freuen uns über das gemeinsame Naturerleben, um dabei zu helfen, den Zustand der Vogelpopulationen besser einzuschätzen“, freut sich Fuchs über die Beteiligung vieler Naturinteressierter.  

Und schon bald können alle wieder mitzählen: Denn schon im Juni geht es mit dem „Insektensommer“ des NABU weiter. Vom 2. bis 11. Juni warten dann Schmetterlinge, Käfer, Ameisen, Bienen und Co. darauf, entdeckt zu werden