Warum kandidieren Sie?
Ich kandidiere, weil ich die starke Stimme der Region sein möchte. Ich trete an, um alle Bürgerinnen und Bürger stark zu vertreten. Ich kandidiere, weil ich mich für jeden Menschen stark machen und einsetzen möchte. Wir durchleben enorm schwierige Zeiten, bei denen niemand auf der Strecke bleiben darf. Ich möchte mit aller Kraft, klaren Positionen und vollem Einsatz für die Menschen und unsere Region einstehen.
Sind Sie bereits in der Kommunalpolitik tätig? Wenn „ja“, wo?
Ich bin Mitglied im Stadtrat Weener, sowie Stellv. Vorsitzender der SPD Fraktion. Außerdem bin ich 1. Stellv. Bürgermeister der Stadt Weener und Vorsitzender des SPD Stadtverbandes Weener. Ich bin Mitglied des Kreistages, Vorsitzender des Personalausschusses, Mitglied im Ausschuss Arbeit, Soziales und Gesundheit und im Ausschuss für Ehrenamt, Sport und Kultur.
Was wäre Ihr persönlich wichtigstes Aufgabengebiet als möglicher Landtagsabgeordneter?
Mein Herzensthema und damit mein wichtigstes Aufgabengebiet wäre Arbeit und Soziales. Seitdem ich mich politisch engagiere, habe ich mich schon immer für alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer stark gemacht. Dies will ich auch auf Landesebene tun. Ich möchte mich für Gute und sichere Arbeitsplätze einsetzen und die starke Stimme aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus allen Branchen sein. Mir geht es um Arbeitsplatzsicherungen, um Entlastung für Pflegekräfte, um mehr Personal bei den Erzieherinnen/Erziehern, Lösungen für den Fachkräftemangel, Stärkung des Handwerkes und noch vieles mehr. Es gibt viel zu tun!
Ebenso geht es mir um den gesellschaftlichen Zusammenhalt und den Ausbau der Infrastruktur. Hier gibt es verschiedenste Baustellen, aber eine ist in der Region gerade ganz aktuell: Zu einer funktionierenden Infrastruktur gehört die Möglichkeit für einen jeden, seine Bankgeschäfte erledigen zu können. In der Vergangenheit wurden viele Banken geschlossen, sodass insbesondere den älteren Menschen diese Möglichkeit genommen wurde. Nun schließt die Sparkasse auf Grund der Energiekrise viele Filialen vorübergehend vollständig – Orte wie Jemgum oder Stapelmoor stehen nunmehr ohne jede Möglichkeit für Ihre Bankgeschäfte da.
Ich sehe die Sparkasse in der Pflicht, trotz Energiekrise zumindest dafür zu sorgen, dass die SB-Automaten geöffnet bleiben, damit wir den Menschen Möglichkeiten bieten können!
Welchen Stellenwert hat der Klimaschutz für Sie?
Der Klimaschutz hat für mich einen großen Stellenwert – allerdings halte ich es für sehr wichtig, beim Klimaschutz umsichtig zu agieren und dabei die Möglichkeiten der Menschen nicht außer Acht zu lassen. Gesetzlich beispielsweise eine Verpflichtung zu Photovoltaikanlagen für Hauseigentümer einzuführen ist zwar im Hinblick auf den Klimaschutz super - wenn es jedoch kaum einer bezahlen kann, zerschellt diese Regelung am Ende an der Realität und bringt gar nichts. Ich habe im letzten Jahr selber gebaut und weiß, wovon ich rede. Es ist daher wichtig, unsere Energie, Ressourcen und Gelder auf Projekte und Regelungen zu konzentrieren, die mit den realen Gegebenheiten eine Aussicht auf Erfolg haben. Klimaschutz ja, aber bezahlbar. Mit und nicht gegen die Bürgerinnen und Bürger.
Ich bin der Überzeugung, dass wir gemeinsam viel bewegen können. Für den Klimaschutz sind erneuerbare Energien, wie Windkraftanlagen, ein sehr wichtiger Baustein. Hier geht es darum, Akzeptanz zu schaffen. Wie gelingt uns das? In meinen Augen mit Bürgerwindparks. Ein Windpark wird anders wahrgenommen, wenn die Bürgerinnen und Bürger merken, dass sie selbst einen Mehrwert davon haben, als wenn der Park allein einem Großkonzern gehört.
Energiekrise: Reichen aus Ihrer Sicht die von der Regierung erlassenen Hilfspakete? Wo muss nachgebessert werden?
Durch die von der Bundesregierung angekündigten Maßnahmen, wie z.B den Strom- und Gaspreisdeckel ist einiges bereits abgefedert. Man muss nun aufmerksam beobachten, ob die Maßnahmen greifen, wo Nachbesserungspotential besteht und was vielleicht auch ein Fehlgriff war und gänzlich zu ändern ist. Ich erlaube es mir nicht, nun ohne Weiteres zu beurteilen, ob das angekündigte wirklich ausreichend ist, aber ich werde ganz genau hinschauen. Ich kann die Sorgen und Nöte der Menschen sehr gut nachvollziehen. Mir ist es wichtig und dafür werde ich mich einsetzen, dass niemand auf der Strecke bleibt. Mir geht es darum, den Menschen zu helfen. Ich habe in den vergangenen Wochen mit vielen Menschen gesprochen, die verzweifelt waren. Nicht mehr wussten, wie sie alles bezahlen sollen. Und genau hier müssen wir helfen. Genauso gilt es für die Betriebe, die aufgrund der steigenden Preise nicht wissen, wie lange sie das Geschäft noch aufrecht erhalten können.
Wenn´s nach Ihnen ginge: Atomkraftwerke weiterlaufen lassen oder nicht?
Dies ist ein schwieriges Themenfeld. Nicht ohne Grund gab es in der Vergangenheit viele Debatten und letztlich die politische Entscheidung, die Atomkraftwerke runterzufahren. Ich kann verstehen, dass in der aktuellen Energiekrise teilweise der Wunsch nach Weiterbetrieb aufkommt, aber dazu muss man folgendes wissen: In Niedersachsen haben wir nichts davon, ob die Atomkraftwerke weiterlaufen oder nicht. Wir haben nur die Gefahr und die Frage: Wohin mit dem Atommüll?
Ein Weiterbetrieb der Atomkraftwerke würde den Strompreis nicht gravierend senken. Wir reden hier (nach Angaben des Umweltministeriums) von max. 4 Cent. Was bei einer Vervierfachung des Strompreises nur ein Tropfen auf dem heißen Stein wäre und in keinem Verhältnis zu den Gefahren der Atomkraft steht. Heißt unterm Strich: Im ersten Moment klingt ein Weiterbetrieb attraktiv, im zweiten bringt er mehr Gefahren als Nutzen. Wir müssen m.E. auf erneuerbare Energien setzen und hier ordentlich aufs Tempo drücken.
Wie ist der Wohnraummangel in den Griff zu kriegen? Wie ist die Schaffung von Wohnraum mit Umwelt- und Klimazielen vereinbar?
Wir müssen für ausreichend und bezahlbaren Wohnraum sorgen! Dies gilt nicht nur für junge, sondern auch für ältere Menschen. Die Mieten steigen und steigen. Die beste Lösung wäre meiner Ansicht nach eine Landeswohnungsbaugesellschaft, die Wohnen wieder bezahlbar macht und den steigenden Mieten entgegenwirkt. Dies ist insbesondere bei uns, im ländlichen Raum, ein wichtiges Thema, welches sofort angegangen werden muss. In meinen Augen steht die Schaffung von Wohnraum mit Umwelt- und Klimazielen nicht im Gegensatz, sondern im Einklang. Gerade bei Neubauten haben wir die Möglichkeit, diese mit zukunftsfähigen Energiemaßnahmen, wie Erdwärme, Photovoltaik etc. auszurüsten, sodass sie sich nahezu autark versorgen und so auch die Nebenkosten nicht in die Höhe steigen.
Wie wollen Sie die ÖPNV-Verbindungen auf dem Land verbessern?
Die Verbesserung des ÖPNV im ländlichen Raum wird bei allen Wahlen thematisiert. Wir wissen genau, dass der ÖPNV bei uns enorm verbessert werden muss. Ich möchte dies verbessern, indem wir beispielsweise den Rufbus (Anrufbus) erweitern und mehr nutzen. Auf der anderen Seite müssen wir die Verbindungen und Fahrzeiten der Linienbusse erweitern und optimieren. Zugverbindungen spielen ebenfalls eine Rolle, allerdings muss dazu zunächst das Theater um die Friesenbrücke beendet werden.
Inklusion, Lehrermangel und zäher Fortschritt bei der Digitalisierung: Das Schulsystem ächzt unter den vielen Herausforderungen. Wie wollen Sie die Schulbildung sichern bzw. verbessern?
Bildung ist der Schlüssel zum Erfolg und für eine sichere Zukunft. Wie in vielen Bereichen gibt es eben auch in der Bildungspolitik Engpässe. Wir brauchen mehr Lehrer, müssen dafür die Stellen schaffen und den Beruf attraktiver gestalten. Wir müssen für moderne Schulen sorgen, Digitalisierung spielt für mich eine enorm große Rolle im Bildungsbereich. Wir müssen die Schulen digitalisieren, dafür muss die richtige Infrastruktur geschaffen werden. Hier muss das Tempo dringend angezogen werden! Sehr wichtig ist eine digitale Lernmittelfreiheit. Die SPD wird dafür sorgen, dass jedes Kind ab der 1. Klasse ein Tablet erhält, worauf die Lerninhalte zu finden sind. Im Zusammenhang mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf muss außerdem das Angebot von Ganztagsschulen und Betreuungsmöglichkeiten nach regulärem Schulschluss erweitert werden.
Wer ist Ihr politisches Vorbild?
Mein Vater. Er hat mich nicht nur persönlich, sondern auch politisch sehr geprägt. Dadurch, dass er Maurer ist, habe ich schon immer mitbekommen, was es als Handwerker für Herausforderungen gibt und wie es in der Arbeitswelt aussieht. Für soziale Gerechtigkeit zu kämpfen, für die kleine Frau und den kleinen Mann einzustehen und nicht zu vergessen, wo man her kommt. Das habe ich von Kind auf an gelernt.
Ihre persönliche Stärke?
Dies sollten andere beurteilen. Aber ich sehe meine Stärke in meinen klaren Positionen, meiner Hartnäckigkeit, meinem Durchsetzungsvermögen und meiner Ausdauer. Ich möchte für jeden das Beste erreichen und gehe dafür auch gerne dahin, wo es wehtut.
Ihre persönliche Schwäche?
Auf jeden Fall Kaffee. Ansonsten bin ich oft zu perfektionistisch, neige dazu, mich mit Ergebnissen nicht zufrieden zu geben. Ich möchte immer noch bessere Ergebnisse erreichen, egal in welchem Themenfeld.
Nachgehakt: Als Betriebsratschef der Meyer Werft kämpfen Sie für Arbeitnehmerinteressen. Wie wollen Sie Arbeitgeber überzeugen?
Das eine schließt das andere nicht aus. Wenn Arbeitgeber mit ihren Beschäftigten gut umgehen, geht es auch dem Unternehmen gut. Gute Arbeitgeber wissen das und dafür gibt es genügend Beispiele. Natürlich kämpfe ich für die Interessen von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Gegebenheiten des Betriebes einfach außer Acht gelassen werden. Wie in allen Bereichen ist es ein Nehmen und Geben. Ziel ist immer, einen Konsens zu finden, der beiden Seiten nützt. Ein Arbeitnehmer, der angemessen entlohnt wird und dem ein angenehmes, sicheres Arbeitsumfeld geboten wird, ist motivierter und produktiver. Das wollen viele Arbeitgeber leider auf den ersten Blick nicht erkenne, sie sehen zunächst meist nur eins: Kosten. Ich bin jedem Arbeitgeber gegenüber für konstruktive Gespräche offen und werde mich gerne für jeden Arbeitgeber einsetzen, der seinen Betrieb auf sozialen Grundsätzen aufbaut, die Beschäftigten gut behandelt und fair mit ihnen umgeht.
Steckbrief:
Nico Bloem / SPD
Alter: 28
Beruf: Schiffbauer/ Betriebsratsvorsitzender
Familienstand: verheiratet
Wohnort: Weener (Ortsteil Tichelwarf)
Geburtsort: Weener