Erdgas-Umstellung: EWE besucht nun Haushalte in Ostfriesland
Großprojekt zur Versorgung mit H-Gas gestartet
Ostfriesland |
15. September 2022 |
RZ
Auch in Ostfriesland ist nun das Großprojekt "Erdgasumstellung auf H-Gas" gestartet. Bis 2027 stellt EWE Netz ganz Ostfriesland auf das H-Gas um. Der Grund dafür ist, dass die Niederlande die Lieferungen ihres L-Erdgases nach Deutschland in wenigen Jahren beenden. Bei den zwei Gassorten liegt der Unterschied im Energiegehalt: H-Gas setzt bei der Verbrennung mehr Energie frei als das niederländische L-Gas. An das H-Gas muss EWE Netz nahezu alle Erdgasgeräte manuell anpassen, teilt der Netzbetreiber mit.
In den nächsten Jahren erhalten alle Erdgasverbraucher in Ostfriesland deshalb mindestens zwei Besuche von EWE Netz - unabhängig davon, bei welchem Gaslieferanten sie letztlich ihre Gasrechnung bezahlen. Gestartet ist das Projekt jetzt in den Gemeinden Uplengen und Jümme, danach geht es in Ostfriesland weiter. Die Besuchstermine versendet EWE Netz immer einige Wochen zuvor per Post.
Beim ersten Besuch wird geprüft, welche Erdgasgeräte die Kunden in ihrem Gebäude überhaupt einsetzen. Betroffen sind alle Geräte, die mit Erdgas betrieben werden, zum Beispiel Herde, Heizungen oder erdgasbetriebene Waschmaschinen, Trockner oder Geschirrspüler. Ausgenommen sind Geräte, die zum Beispiel mit Flaschen- beziehungsweise Flüssig- oder Propangas betrieben werden. Gasbetriebene PKW müssen auch nicht umgerüstet werden. Zum anderen klären die Monteure vor Ort, ob die Kundengeräte das H-Gas möglichst sauber und vor allem sicher verbrennen können.
Über 200.000 Erdgasgeräte konnte EWE Netz bereits an das H-Gas anpassen. „Mit der hier gemachten Erfahrung können wir sagen, dass sich insgesamt rund 98 Prozent aller Kundengeräte an das H-Gas anpassen lassen“, berichtet Witthus. EWE Netz rechnet damit, diesen Wert auch in Ostfriesland erreichen zu können. „Sollte eine Heizung zum Beispiel heute 20-25 Jahre alt sein, muss man sich der Eigentümer in der Regel keine Sorgen machen“, beruhigt Witthus und ergänzt: „Auch bei noch älteren Markengeräten gelingt es meistens, diese an das H-Gas anzupassen.“
Wenn sich ein Gerät doch einmal nicht mehr anpassen lässt, dann liegt es meistens daran, dass es den Geräte-Hersteller heute nicht mehr gibt und dieser daher kein Umrüstmaterial mehr liefern kann. Technische Probleme während des Umrüstens gab es laut Witthus unterdessen bislang nahezu ausschließlich bei alten Heizungen, die noch nie oder zu selten durch einen Fachbetrieb gewartet wurden.
Grundsätzlich entstehen Kunden durch das Projekt keine direkten Kosten. Daher versendet EWE Netz weder für die Service-Besuche noch für das Material Rechnungen. Und die Gasmonteure verlangen vor Ort niemals Geld von Kunden. Eine Ausnahme gibt es bei den Service-Besuchen aber: Falls die Monteure vor Ort feststellen, dass ein Gerät eine Reparatur braucht oder gewartet werden muss, beauftragt der Eigentümer dafür wie gewohnt einen Fachbetrieb seiner Wahl und bezahlt ihn.
Nahezu alle Erdgasgeräte, die das Unternehmen bei Privatkunden derzeit auf das H-Erdgas umrüstet, sollten anschließend auch das aus LNG gewonnene Erdgas zuverlässig verbrennen können. Die noch auf L-Erdgas eingestellten Geräte können das in der Regel nicht. Denn LNG ist H-Erdgas, das aus außereuropäischen Herkunftsländern stammt. Es wird bei einer Temperatur von ca. -161 °C flüssig – also zu LNG (Liquefied Natural Gas bzw. Flüssigerdgas) und lässt sich dann auch per Schiff transportieren. Für das Einspeisen in Gas-Pipelines wird LNG wieder in einen gasförmigen Zustand gebracht.
Ab Februar 2024 schaltet EWE Netz große Teile der Gemeinden Uplengen und Jümme auf das H-Gas um. EWE Netz teilte auch Ostfriesland in Umstellbezirke ein, die man bis 2027 nacheinander auf das H-Gas umstellen wird. Diese Umstellbezirke orientieren sich an den Gasleitungen, die bereits im Boden liegen und nicht an Orts- oder Landkreisgrenzen. Daher kann es geschehen, dass Gemeinden nur schrittweise auf H-Gas umgeschaltet werden. EWE Netz kann jeden Bezirk in eine Art Gasinsel wandeln und jeweils entscheiden, ob schon das H-Gas oder weiterhin das niederländische L-Gas eingespeist wird.