In Not helfen und Klima schützen

Julian Pahlke (Grüne) will vom Rettungsschiff ins Parlament


Am Hafen in Weener: Das Wasser ist Julian Pahlkes Element.  © Foto: Szyska
Am Hafen in Weener: Das Wasser ist Julian Pahlkes Element. © Foto: Szyska

Julian Pahlke ist so etwas wie ein »Shooting-Star« der Grünen in Niedersachsen: Auf dem zwölften Platz der Landesliste hat der 29-Jährige angesichts der Umfragewerte seiner Partei gute Aussichten, in den Bundestag einzuziehen. In Berlin will der Leeraner sich vom Gegenwind nicht von seinem politischen Kurs abbringen lassen. Die Voraussetzungen bringt er mit: Als Segler, Surfer und Seenotretter kennt er sich damit aus.

Politik interessiert Pahlke seit seiner Jugend, doch richtig aktiv wurde er 2015. »Als die Bilder von ertrinkenden Menschen um die Welt gingen, habe ich es nicht ertragen, das mit anzusehen«, war die Not der Flüchtlinge im Mittelmeer sein Antrieb, sich zu engagieren. Es folgten »vier Jahre Vollzeit-Aktivismus«, erst für den Emder Verein »Jugend rettet«, dann für die Hilfsorganisation »Sea-Eye«. Die Erfahrungen, die er als Seenotretter machte, haben ihn geprägt: »Es sind Menschen vor unseren Augen ertrunken, weil nicht genügend Rettungskräfte an Bord waren.« Umso energischer setzt Julian Pahlke sich »für sichere Fluchtwege« ein, »aus Verantwortung für die Menschenrechte«.

Sein zweites Kernthema ist der Klimaschutz. »Wir müssen schnellstmöglich eine klimaneutrale Schifffahrt bekommen«, sagt er auch mit Blick auf die Meyer Werft. Schiffe müssten umgerüstet werden, in den Häfen gebe es noch reichlich Ausbaupotenzial bei der Landstromversorgung mit erneuerbaren Energien. »Außerdem müssen wir einen Nahverkehr schaffen, der uns tatsächlich abholt«, sieht Julian Pahlke gerade auf dem Land viel Nachholbedarf. »Ich bin immer wieder schockiert, dass man sich ohne Auto im Grunde nicht fortbewegen kann. Das ist auch eine soziale Frage.« Gleiches gelte für die Internetversorgung: »Wie halten wir die Menschen in den Dörfern? Diese Diskussion können wir nur mit Nahverkehr und Internet führen.«

Nicht zuletzt nimmt Pahlke die Landwirtschaft in den Fokus. »Die Schuldigen sitzen nicht auf den Höfen«, kritisiert er eine verfehlte EU-Agrarpolitik, die vor allem Fläche subventioniert. »Die Landwirte können nur in dem System agieren, das die Politik ihnen vorgibt. Es gibt viele, die etwas ändern wollen.«

Aus dem Leben:

Julian Pahlke

Der 29-jährige Grünen-Kandidat Julian Pahlke aus Leer wurde in Hannover geboren und wuchs in einer nahen, ländlich gelegenen Kleinstadt auf. Im Rahmen eines Studiums des Managements sowie der Sprach- und Kulturwissenschaften in Flensburg und Sonderborg (Dänemark) absolvierte er Auslandssemester in Marseille (Frankreich) und Jönköping (Schweden). Ob segeln, surfen oder mit dem Kajak fahren: Das Wasser ist sein Element. »Daher wollte ich auch immer in den Norden an die Küste«, so Pahlke.