»Wir wollen Zukunft gestalten«
Meyer Werft: Betriebsrat will weitere Verhandlungen - Geschäftsleitung lehnt das ab
Papenburg |
19. Mai 2021 |
RZ/hsz/hoe
Die Fronten zwischen dem Betriebsrat der Meyer Werft und der IG Metall auf der einen und der Geschäftsleitung der Meyer Werft sind nach der Vorstellung eines Gutachtens zur wirtschaftlichen Situation der Meyer Werft offensichtlich verhärtet. Die Werft-Geschäftsleitung lehnt die jetzt vom Betriebsrat gewollten weiteren Verhandlungen über ein »Zukunftspaket« für die Werft ab. Allerdings: Betriebsratsvorsitzender Nico Bloem will auf jeden Fall weitere Verhandlungen, wie er gestern gegenüber der RZ betonte.
»Es gibt eine klare Forderung für den Erhalt der Stammarbeitsplätze und der Ausbildungsplätze, wir wollen ein Ende der Fremdvergaben und keine weiteren Ausgliederungen. Das haben wir der Geschäftsleitung auch mitgeteilt. Und wir haben Verhandlungstermine vorgeschlagen.«
Bloem weiter: »Die Belegschaft sagt uns deutlich, dass wir nicht über eine Abweichung vom Flächentarifvertrag reden wollen. Wir wollen über den Erhalt der Arbeitsplätze reden. Wir wollen Zukunft gestalten«, so der Möhlenwarfer. Über 100 Vertrauensleute und Betriebsräte haben gestern über dieses Thema diskutiert. Arbeit auf der Werft sei derzeit genug da. »Die wenigsten Mitarbeiter sind in Kurzarbeit, die meisten wieder bei 35 Stunden. Und die Zahl der Fremdvergaben ist nach wie vor hoch.«
Die Geschäftsleitung der Werft spart dagegen nicht mit Kritik: »Aus Sicht der Geschäftsleitung sind Verhandlungen nicht zukunftsfähig und haben keine Aussicht auf Erfolg. Seit Beginn der Verhandlungen im vergangenen Jahr haben Betriebsrat und IG Metall keine konstruktiven Vorschläge für ein Zukunftspaket gemacht«, heißt es in einer Pressemitteilung. Das Gutachten zur wirtschaftlichen Situation der Werft wurde, so die Geschäftsleitung, im Rahmen des sogenannten »Pforzheim-Verfahrens« im Auftrag der IG Metall erstellt. Dieses Gutachten, das durch einen externen Sachverständigen als »Quick Check« zur wirtschaftlichen Situation der Meyer Werft erstellt wurde, hat aus Sicht der Geschäftsleitung der Werft ergeben, »dass erheblicher Handlungsbedarf besteht«.
Werft-Sprecher Peter Hackmann sagte der RZ gestern, dass viele Gespräche bislang ergebnislos verlaufen seien. Daher habe man sich mit dem »Pforzheim-Verfahren« auf einen geregelten Ablauf verständigt. Nun werde über einen Zukunftstarifvertrag für die Jahre 2021 bis 2025, der ein Freiwilligenprogramm, eine Transfergesellschaft sowie Altersteilzeitregelungen beinhalten würde, gar nicht erst gesprochen. Erst danach käme es zur Frage betriebsbedingter Kündigungen. »So dreht man sich im Kreis«, sagte Hackmann.
Im November 2020 hätten Betriebsrat, IG Metall und Geschäftsleitung, heißt es weiter in der Pressemitteilung der Geschäftsleitung, »eine Vereinbarung unterzeichnet, dass Verhandlungen über einen Zukunftstarifvertrag 2021 bis 2025 aufgenommen und bis zum 31. März 2021 abgeschlossen werden. So sind im Ergebnis sechs Monate ungenutzt verstrichen.«
Mit dem anerkannten »Pforzheimer Verfahren«, heißt es in der Pressemitteilung weiter, habe sich die Geschäftsleitung erhofft, diesen Trend umzukehren. »Durch das Beenden des Verfahrens durch die IG Metall leider ohne Erfolg.« Die Geschäftsleitung der Meyer Werft, heißt es weiter, »sieht das von ihr vorgeschlagene Zukunftspaket weiterhin als einzige Möglichkeit, die Krise zu bewältigen und den Werftstandort Papenburg langfristig zu sichern«.
Innerhalb des Betriebsrates und der IG Metall habe das Ergebnis dieses Gutachtens, so die Geschäftsleitung, zu kontroversen Diskussionen mit sehr unterschiedlichen Meinungen über die weitere Vorgehensweise geführt.