Auge in Auge statt Auge um Auge

Gedanken zum Internationalen Tag der Pressefreiheit


Die CDU-Bundestagsabgeordnete Gitta Connemann unterhielt sich jetzt mit RZ-Chefredakteur Kai-Uwe Hanken über die Bedeutung der Pressefreiheit auch für die hiesigen Lokalzeitungen. Ein Video des Interviews gibt es in diesem Artikel.  © Foto: privat
Die CDU-Bundestagsabgeordnete Gitta Connemann unterhielt sich jetzt mit RZ-Chefredakteur Kai-Uwe Hanken über die Bedeutung der Pressefreiheit auch für die hiesigen Lokalzeitungen. Ein Video des Interviews gibt es in diesem Artikel. © Foto: privat

Heute erscheint meine Rubrik »Gedanken von Hanken« nicht, wie gewohnt, am Wochenende - und das aus gutem Grund. Denn heute ist Internationaler Tag der Pressefreiheit. Da wird auf die Bedeutung der freien Berichterstattung hingewiesen. Auch die Verfolgung und sogar Tötung von Journalisten ist ein Punkt, der durch diesen Aktionstag in den Fokus gerückt wird. Was hat das mit dem Rheiderland oder der RZ zu tun? Auf dem ersten Blick wenig. Zum Glück leben wir nicht in einer Region, in der Journalisten attackiert oder übermäßig angefeindet werden. Na, ja. Fast. Ich erinnere mich an eine Berichterstattung in früheren Jahren, in der es um Kritik an eine Baumaßnahme ging. Aufgebrachte Arbeiter der Firma drohten daraufhin unverholen damit, »den Hanken im Tief zu ertränken«. Das war nicht nett, aber ich hab den Ärger sogar verstanden. Wir haben uns vor Ort getroffen und ausgetauscht - und ich bin danach trocken wieder ins Büro gefahren.

So ist es bis heute. Es gibt Geschichten, mit denen man aneckt und man macht es nicht jedem Recht. Das ist auch nicht unser Job. Aber wichtig ist, dass man sich über die Sache streitet. Ein weiteres Beispiel: Vor einigen Wochen haben ich mich am Telefon mit einem Rheiderländer auf Plattdeutsch heftigst über ein politisches Thema diskutiert. Wir sind nicht auf ein Brett gekommen und werden es auch nicht. Aber der Herr hat sich am Ende des Gesprächs aufrichtig für den Disput bedankt und mir einen schönen Tag gewünscht. Das ist für mich wahre Diskussionskultur. Hart und doch fair. Nicht Auge um Auge, sondern Auge in Auge.

Dieser Umgang mit »uns« ist nicht die Regel, aber zum Glück auch nicht die Ausnahme. Schroffer geht es da schon im Internet zu. Oft anonyme »Heckenschützen« hetzen und poltern da gegen die schreibende Zunft. Man weiß es einzuordnen, denn es sind selten Menschen, die im »wahren Leben« den Mumm hätten, jemandem die Meinung zu sagen. Ernst nehmen muss man diese Entwicklung dennoch. Freie Meinungsäußerung ist wichtig, doch sie findet da ihre Grenzen, wo sie die Rechte anderer verletzt.

Zeitungen sind eine Plattform für freie Meinungsäußerung. Mit Einschränkung muss man sagen: für faire Meinungsäußerung. Sie leisten damit einen wesentlichen Beitrag zur Demokratie. Je vielfältiger die Meinungen sind, desto stärker eine Demokratie. Somit können wir uns hier in Ostfriesland mit seiner vielfältigen Presselandschaft glücklich schätzen. Unser früherer Altverleger Dr. Ailt Risius prägte einmal das Wort »Zeitungen bestehen nur in Freiheit«. In diesem Sinne: Auf und für die Freiheit!

Kai-Uwe Hanken

© Video: privat