Zu wenig Zoll-Visiten im Kreis Leer?

Gewerkschaft fordert mehr Mindestlohn-Kontrollen


Aus Sicht der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten gibt es im Kreis Leer zu wenig Zoll-Kontrollen im Gastgewerbe. © Foto: Zoll
Aus Sicht der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten gibt es im Kreis Leer zu wenig Zoll-Kontrollen im Gastgewerbe. © Foto: Zoll

Kritik an fehlenden Zoll-Kontrollen: Verstöße gegen den gesetzlichen Mindestlohn werden im Landkreis Leer zu selten geahndet – vor allem im Gastgewerbe. Das bemängelt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten.

Nach Angaben der NGG kontrollierte das zuständige Hauptzollamt Oldenburg im vergangenen Jahr 127 Gastro-Betriebe. Das sind lediglich 4,4 Prozent aller Hotels und Gaststätten im Bereich der Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) beim Oldenburger Zoll. Im Jahr zuvor hatten die Beamten 174 Betriebe im Gastgewerbe geprüft. Allein im Kreis Leer zählt die Branche 338 Betriebe.

Insgesamt überprüfte das Hauptzollamt im vergangene Jahr 965 Arbeitgeber auf Schwarzarbeit, Lohn-Prellerei und Betrug bei der Sozialversicherung. Wegen Verstößen gegen den gesetzlichen Mindestlohn verhängten die Kontrolleure dabei Bußgelder in Höhe von 191.000 Euro und leiteten 28 Ermittlungsverfahren ein – zehn davon im Gastgewerbe. Die Zoll-Bilanz geht aus einer aktuellen Antwort des Bundesfinanzministeriums auf eine Anfrage der Arbeitsmarkt-Expertin Beate Müller-Gemmeke (Grüne) hervor. Diese liegt der NGG vor.

Geschäftsführer Matthias Brümmer nennt die Zahlen »alarmierend«: »Von der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns Anfang 2015 sollten die Beschäftigten im Gastgewerbe besonders profitieren. Aber viele Kellner, Köche und Co. gehen offenbar leer aus. Zehn eingeleitete Ermittlungsverfahren bei nur 127 geprüften Betrieben zeigen, dass die Zahl der Arbeitgeber, die ihren Beschäftigten den Mindestlohn vorenthalten, noch immer viel zu hoch ist.«

Der Zoll müsse seine Kontrollen auch im Kreis Leer nun dringend ausweiten, fordert Brümmer. Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, der Mindestlohn von derzeit 8,84 Euro pro Stunde gelte nur auf dem Papier. „Je stärker der Zoll kontrolliert, umso mehr steigt das Risiko für Arbeitgeber, bei Tricksereien erwischt zu werden. Die Politik hat den Mindestlohn per Gesetz vorgeschrieben. Jetzt muss sie endlich dafür sorgen, dass er überall eingehalten wird.«